FRANKFURT & RHEIN MAIN GEHT AUS! 2024
Partner
Foto: Dirk Ostermeier
Frankfurt feine Küche
L'Ecume
Blaue Wände, elegant-schlichte Holztische, kleine Bar – das L’Ecume ist kein Schaumschläger, wie der Name suggerieren könnte, sondern ein Restaurant, das genau das einlöst, was es verspricht: Hier gibt es französische Küche in Topform ohne überflüssigen Schnickschnack und mit innovativen Akzenten, die uns richtig Spaß gemacht haben. Schäumend ist hier allerdings das, was man unbedingt aus der Weinkarte bestellen sollte, nämlich Champagner. Küchenchef Alexandre Sadowczyk ist in dieser wunderbaren Region aufgewachsen und lebt seine Leidenschaft für Champagner mit einem Angebot aus, das nicht nur in Frankfurt seinesgleichen sucht. Das Preisniveau ist zudem mehr als nur reell, sondern fast schon unverschämt günstig – lassen Sie es hier ruhig ordentlich krachen, allein das lohnt sich schon! Der Service hinterlässt ein zwiespältiges Bild. Während der Herr freundlich, aber etwas nervös agiert und die notwendige Weinexpertise vermissen lässt, verströmt die Dame zugewandte Gelassenheit. Das soll jedoch keinesfalls von dem ablenken, was hier im Mittelpunkt steht und ganz besonders hervorgehoben werden soll: Sadowczyks Kochkunst. Es gibt ein Menü in vier bis maximal neun Gängen, das saisonal wechselt und in der Küche steht – wir trauen unseren Augen kaum – nur ein Mann, nämlich der Küchenchef selbst. Was der raushaut, macht uns mit einer kleinen Ausnahme rundum glücklich, und diese Ausnahme ist der vergleichsweise banale Gruß in Form eines mit Chaource gefüllten Mini-Gougère sowie einem mit Creme gefüllten Rettichstreifen. Nett, aber kein Vergleich zum folgenden Carpaccio vom Wildfang-Loup-de-mer mit Zitronenkaviar, Gurke-Aguachile und Kumquat, denn das ist der direkte Griff in die Wellen mit feinster Begleitung, so zart und so aromatisch, ein Traum. Dazu passt gut der empfohlene Muscadet von Bonnet-Huteau, während neben mir jede Gabel aufs Neue Verblüffung auslöst, weil Sadowczyk aus kleinem Chicorée, Erdnuss, Koriander und Kalamansi-Karotte ein kleines, sehr aromatisches Kunstwerk erschaffen hat, das uns noch Tage später beschäftigt. Zarte Bitter- und Röstnoten treffen auf die Süße der Nuss, das Ganze im Karottensud, verziert mit Blüten – jetzt muss ich den Satz doch noch schreiben: Es muss nicht immer Fleisch sein. Krabbe aber bitte schon, wenn sie derart köstlich als Frikadelle verarbeitet und mit fantastischer Kräuter-Mayo veredelt wird. Noch etwas Fenchel und Staudensellerie dazu und fertig ist das Soul Food namens Maryland Style Crab Cake. Beides wird von Champagnern kleiner, eher unbekannter Erzeuger begleitet (ja, hier kann man ein komplettes Menü von Schampus begleiten lassen), und die Auswahl trifft immer ins Schwarze. Steinbutt ist ein kostbarer Fisch. Er wird hier noch kostbarer, wenn er auf den Punkt gebraten neben Knollenziest und wilden Brokkoli ganz unschuldig auf dem Teller liegt und sich dann zusammen mit einer treffsicher ausgewählten Cuvée aus Roussanne und Viognier vom Weingut Colombo unter die drei besten Steinbutt-Gänge des Jahres einreiht. Doch Sadowczyk setzt noch einen drauf und serviert eine gefüllte Wachtel mit Erbsen, Himbeere und P.X.-Essig. Wo andernorts bei Wachtel oft Dürre auf dem Teller herrscht, ist hier alles saftig, herrlich aromatisch, die Erbsen knackig, und somit braucht es den kunstvoll komponierten Fond nicht zum Bewässern, sondern er rundet den Hauptgang wunderbar ab. Wiederum ist die Weinwahl mit dem Morgon – ein Cru des Beaujolais – eine tolle Sache abseits ausgetretener Pfade, und zum Dessert geht auch das Champagner-Menü zum Wein über. Hier ist es Banyuls von Vial Magnères, der den bildschön anzusehenden und mindestens genauso schön zu essenden Frühlings-Milchreis mit Milchkonfitüre und Rhabarber versüßt. Dort bringt Rosé-Champagner von De Sloovere-Pienne Sadowczyks Reminiszenz an die Mainmetropole auf den Punkt: Cremes, Eis und feine Gelée-Tupfer zum Thema Grüne Soße, verblüffend elegant und dennoch voller Kräutersinnlichkeit. Nun schäumen wir – vor Glück!
Alexander Hardy
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Location Facts
Adresse: Friedberger Landstraße 62, 60316 Frankfurt am Main Frankfurt - Nordend OstTelefon: 069/90437307
Fax:
Kreditkarten: VI
Mail: info@restaurant-lecume.de
Home: www.restaurant-lecume.de
Öffnungszeiten: Mo/Di Ruhetage, Mi–So 18–23 Uhr
Parken: eigene
RMV: Friedberger Platz
Küche: Frankfurt feine Küche